Der heutige Tag begann so richtig erst bei Starbucks, ein Morgen ohne Kaffee ist einfach kein Morgen. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg, um die in der Nähe liegenden Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Punkt eins sind die sogenannten Devil's Postpiles, frei übersetzt des Teufels Telegrafenmasten. Hinter dieser recht blumigen Beschreibung versteckt sich eine Formation aus meist sechseckigen Basaltsäulen. In Deutschland würde das Ganze wohl Basaltsäulenformation heißen – nicht ganz so spektakulär. Die Fahrt dorthin verlief mitten durch ein Skigebiet welches denen in den Alpen recht ähnlich war. So kam es, dass ich die Ranger(in) am Eingang des State Monuments mit „Guten Morgen“ begrüßte. Im selben Moment fasste ich mir an den Kopf und sie begrüßte mich ebenso mit einem „Guten Morgen“. Der Tag geht ja schon gut los...
Im Tal angekommen wartete ein kurzer Trail zum Devil's Postpile auf uns. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einer jungen Dame mit dem Hinweis das der Trail closed sei empfangen, aber das sollte nicht lange dauern. Kurz darauf hallte ein Schrei „OPEN THE TRAIL“ durch den Wald. Die Dame lächelte uns an und wir liefen weiter. Kurz darauf erblickten wir den Grund der Sperrung, mehrere Arbeiter waren damit beschäftigt Steine umher zu schieben. Obwohl, geschoben hat nur einer und die Anderen acht stand drum herum, sahen zu, gaben Ratschläge oder unterhielten sich über etwas anderes. Der Sozialismus ist also auch hier aufzufinden – wenn Erich das wüsste. Die Säulen selber waren nun schnell erreicht. Wirklich sehr interessant dies so zu sehen, am Besten man schaut sich einfach die Bilder an. Auf dem Rückweg lagen an der Arbeitergruppe ein paar Steine weniger, gearbeitet hat weiterhin nur einer.
Nächster Punkt war der Horseshoe Lake an dessen Ufern durch das poröse Vulkangestein und durch selbige Aktivitäten eine Menge Kohlendioxid freigesetzt wurde und wird. Dies hat dazu geführt, dass die dortigen Bäume weggestorben sind und nur noch als Skelette in der Gegend rumstehen. Zusammen mit den vielen Warnhinweisen zum Kohlendioxid – nicht hinlegen, kleine Kinder tragen, keine Sportarten bei denen man aufs Gesicht fallen könnte, usw. - bilden die Baumskelette eine Art Horrorfilmstimmung, also nichts wie weg.
Unser Weg führte uns weiter in Richtung Norden. An einer unauffälligen Einmündung bogen wir ab und folgten einer unbefestigten Strasse. Diese führte uns zum Obsidian Dom, einem 20 Meter hohem, erkalteten Lavastrom. Da keine Verbotsschilder zu finden waren, und im Reiseführer geschrieben steht, dass man da hoch klettern kann, tat ich das dann auch. Oben angekommen empfing mich eine Steinwüste sondersgleichen. Kleine und große Gesteinsblöcke lagen wild durcheinander herum und bildeten eine Landschaft die sofort an Mordor aus „Der Herr der Ringe“ erinnerte. Beim Abstieg kam ich mir dann auch wie Frodo und Sam vor dem Schwarzen Tor vor. Asche und kleine Brocken gaben der Erdanziehung immer wieder nach, das war mir beim Aufstieg so nicht aufgefallen. Aber egal, ich bin wieder gut unten angekommen.
Weiter in Richtung Norden machten wir am Mono Lake einen weiteren Stop. Dieser See ist bekannt geworden, nachdem sein Wasserspiegel um 15 Meter gefallen war. An dieser Stelle einen Dank an LA, dort wurde und wird das Wasser abgeleitet. Durch die Senkung kamen aber auch die Tufas zum Vorschein. Dies sind Gesteinsformationen die sich unter der Wasseroberfläche durch aufsteigende, mineralreiche Quellen entstanden sind. Heute dienen sie als Touristenattraktion und Sitzplatz für Möwen und Enten, könnte also schlimmer sein.
Nun standen noch 90 Meilen in Richtung Norden zum Lake Tahoe vor uns. Nach derer 50 überkam mich die Müdigkeit. Somit gab es noch eine Premiere an diesem Tag, Doreen ergriff das Steuer. Ok, in Torrey hat sie uns auch schon vom Restaurant zum Hotel gefahren, aber das war ja nur eine Meile. Auf dem Beifahrersitz platz genommen war die Müdigkeit weg, na toll. So nutzte ich die Gelegenheit auch mal Bilder aus dem fahrenden Auto zu machen, ein oder zwei sind sogar was geworden.
Unser Ziel für heute nennt sich Kingsbury, liegt direkt am Lake Tahoe und ist ca. 20 Meilen südwestlich von Carson City gelegen. Nach dem Bezug unserer Suite, ja die gabs hier günstig, machten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt Nevadas. Hauptziel war ein dortiger Elektronikfachmarkt, in dem ich mir Reinigungsgerät für den Sensor der Kamera erhoffte. Der hatte Staub abbekommen und dieser macht sich durch dunkle Punkte im blauen Himmel unschön bemerkbar. Der Verkäufer, der übrigens gerade einen Deutschkurs begonnen hat, hatte nicht so ganz das Richtige aber immerhin ein Objektivreinigungsset indem ein Blasebalg enthalten war, her damit.
Nun hieß es Nahrung besorgen. In unserem Hotel haben wir eine voll ausgestattete Küche und so wollten wir mal wieder selber Kochen. Also ab in den benachbarten Walmart und Zutaten samt Getränke besorgt. Bei der Kasse haben wir wieder die langsamste erwischt. Beim Bier fragte die Dame nach meiner Photo-ID. Kein Problem, kennt man ja, also den Auswies überreicht. Durch die Fragezeichen über ihr zeigte ich ihr dann das Geburtsdatum. Dann fragte sie ihre Kollegin etwas mit Germany, diese zuckte die Schultern und so rief unsere Fachkassiererin ihren Supervisor. Diese junge Dame machte uns dann klar, dass man laut Walmart Policies nur mit einer US-ID Alkohol kaufen kann, ausländische Pässe und Ausweise werden nicht akzeptiert. Is klar, ins Land einreisen kein Problem, aber dieses Dokument taugt nicht zum Bier kaufen. Nach kurzer Diskussion war klar, dass das zu Nichts führen würde (ja, es gibt sicher Leute die sich diese Policy hätten zeigen lassen aber wir hatten Hunger), also das Getränk zurück auf den Tresen geknallt und gut.
Im Laden in Kingsbury fragte die Dame an der Kasse auch nach dem Ausweis, fragte wo der her sei und bei der Antwort Germany und dem Beck's auf dem Band meinte sie nur „Oh yea, american beer must taste like water for you“, ganz unrecht hat sie ja nicht. Am Hotel angekommen verlängerten wir den Aufenthalt um eine weitere Nacht, haben das wohl leckerste Essen der vergangenen drei Wochen genossen (Nudeln mit Tomatensoße) und haben diesen wirklich ereignisreichen Tag vor dem zimmereigenen Kamin gemütlich ausklingen lassen.